Für
so manche Kollegen aus dem Arbeitgeberlager hat Bernd Lang (51), Geschäftsführer
und Gesellschafter der LY-Firmengruppe
in Michelstadt, kein Verständnis. Als Unternehmer sei es dem Wortsinn
entsprechend seine Aufgabe, etwas zu unternehmen, sagt Lang. Zwar ist
auch er unzufrieden mit den politischen Rahmenbedingungen in Deutschland,
dem Nichtvorankommen von Reformen, die das Land aus seiner wirtschaftlichen
Stagnation führen könnten. Doch ist dies für Lang kein
Grund, nur zu klagen und die Hände in den Schoß zu legen, sondern
vielmehr Ansporn, nach Wegen zu suchen, das eigene Unternehmen trotzdem
voranzubringen.
Als Beweis dafür, dass man mit Engagement auch in weniger guten Zeiten
Erfolg haben kann, verweist Lang auf seinen Unternehmensverbund. Dieser
habe den Umsatz in den vergangenen Jahren stets zweistellig steigern können
und werde daran auch 2003 mit einem Plus von fast 18 Prozent auf 36 Millionen
Euro anknüpfen. Mit insgesamt rund 1100 Beschäftigten (einschließlich
Teilzeitkräften) gehöre die Gruppe mittlerweile zu den größten
Arbeitgebern im Odenwald.
Aus sieben Firmen aus dem Produktions- und Dienstleistungsbereich setzt
sich die von Lang gemeinsam mit den Brüdern Aziz Yüzer (43)
und Ali Yüzer (40) - Deutsche türkischer Abstammung - aufgebaute
LY-(Lang-Yüzer)-Gruppe zusammen. Die Anfänge reichen bis 1987
zurück, als Bernd Lang und Aziz Yüzer in Michelstadt die HKL
Gummi- und Metallbearbeitungsgesellschaft mbH gründeten. Ursprünglich
mit der Endbearbeitung von Gummiteilen vor allem für die Pirelli-Reifenwerke
im benachbarten Breuberg befasst, hat sich das Unternehmen mit heute 250
Beschäftigten mittlerweile auf die Herstellung und Bearbeitung von
Kunststoffteilen spezialisiert und beliefert vor allem Autozulieferer,
unter anderem mit Krümmern und Schläuchen.

Durch die Gründung weiterer Unternehmen und die Übernahme von
Betrieben, die entweder in wirtschaftlichen Schwierigkeiten waren, oder
bei denen Nachfolgeprobleme herrschten, nahm die LY-Gruppe im Lauf der
vergangenen 16 Jahre ihre heutige Gestalt an. Voraussetzung bei allen
Übernahmen war einerseits die geographische Nähe zum Stammsitz
Michelstadt, andererseits aber mussten Lang zufolge Synergiepotenziale
vorhanden sein. Wobei deren Hebung im Gegensatz zur landläufigen
Praxis bisher in keinem Fall mit einem Verlust an Arbeitsplätzen
verbunden gewesen sei, wie Lang betont.

Größtes Unternehmen der Gruppe ist die LKY
Wartungs- und Industrie-Service GmbH in Michelstadt mit rund 600 Mitarbeitern.
Das Unternehmen bietet seit 1991 Dienstleistungen für Kunden aus
der Industrie, unter anderem Pirelli und Ytong. Die Reinigung von Produktionshallen
gehört ebenso dazu wie die Wartung von Maschinen, der Umzug von Werksanlagen,
Montage- und Demontagearbeiten und die Übernahme von Produktionsbereichen
im Rahmen des Outsourcing. Daneben vermittelt LKY Leiharbeiter zur Überbrückung
von Produktions- und Urlaubsengpässen.
Eng mit dem Serviceunternehmen zusammen arbeitet die 1996 gegründete
LKY Kältetechnik- und
Dienstleistungs-GmbH in Groß-Umstadt mit 15 Beschäftigten.
Sie hat sich auf die Herstellung von und Reinigung mit Trockeneis spezialisiert.
Das aus flüssiger Kohlensäure gewonnene Eis kommt vor allem
dort zum Einsatz, wo eine Oberflächen schonende und weitgehend rück-standsfreie
Reinigung gefragt ist. Daneben beliefert das Unternehmen Kunden aus Chemie
und Pharmazie sowie aus der Lebensmittelindustrie, die das gefrorene Kohlendioxid
als Kühlmittel verwenden. In den Jets der Deutschen Lufthansa kühlt
das Trockeneis aus Groß-Umstadt die Getränke.
Zum LY-Firmenverbund gehören seit 1990 die SKK
Werbende Verpackungen GmbH in Michelstadt und die Staba Stahl- und
Bauelementehandel (Bad König), seit 1991 die ZAK Produktions und
Handels GmbH (Bad König). SKK - im Jahr 1900 gegründet und damit
das älteste Unternehmen der Gruppe - stellt mit 70 Mitarbeitern vor
allem Klarsichtverpackungen her. Auf der Kundenliste stehen unter anderem
der Nürnberger Schreibwarenproduzent Schwan-Stabilo und der Spirituosenhersteller
Jägermeister. Staba (zehn Beschäftigte) beliefert als Biegebetrieb
für Betonstahl und Lagermatten vor allem die Bauindustrie. ZAK
mit 15 Mitarbeitern produziert Feucht- und Nassraumtüren sowie Trennwandsysteme.
Diese finden sich unter anderem in der Odenwaldtherme in Bad König,
und bald auch im Berliner Olympiastadion, das im Rahmen des Umbaus für
die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 mit Türen von ZAK ausgestattet
wird.
Im Ausland ist die LY-Gruppe seit 1997 mit der Lang+Yüzer Otomotiv
A.S. in Cerkezköy bei Istanbul vertreten. Das türkische Unternehmen
hat die gleiche Produktpalette wie die Michelstädter HKL, ist aber
spezialisiert auf Teile, deren Herstellung und Bearbeitung in Deutschland
kostendeckend nicht möglich wäre.
Zwar ist jedes dieser Unternehmen eigenständig auf seinem Markt aktiv,
erklärt Bernd Lang. Aber der Verbund mögliche es, Synergieeffekte
für jeden einzelnen Betrieb zu erzielen. Schlüsselfunktionen
wie Finanzen und Controlling, Personal, Qualitätswesen, Vertrieb
und Marketing werden jedoch über einen in Michelstadt ansässigen
Zentralbereich abgedeckt. Die schlanke Struktur der Gruppe ermögliche
kurze Entscheidungswege und damit schnelle Reaktionen. Dabei schaue man
nicht auf Wettbewerber, sondern habe ausschließlich die eigenen
Unternehmen im Fokus.
Dass Lang und die Gebrüder Yüzer mit dieser Strategie richtig
liegen, lässt sich an den Geschäftszahlen ablesen. Anhaltend
zweistellige Umsatzsteigerungen und schwarze Zahlen bei allen Unternehmen
der Gruppe. Dazu trage sicher auch bei, dass die einzelnen Firmen in Nischen
tätig sind, in denen sie es mit einem überschaubaren Kreis von
Wettbewerbern zu tun haben, wie Lang einräumt. Aber auch hier gilt
es, sich zu profilieren, sollen doch die hohen Wachstumsraten der Vergangenheit
auch weiterhin erzielt werden. Dabei setzt das LY-Management vor allem
auf den Servicebereich. Immer mehr Unternehmen konzentrierten ihre Aktivitäten
auf die Kerngeschäftsfelder. Was damit nichts zu habe, werde an spezielle
Zulieferer und Dienstleister vergeben. Hier sieht Lang ein erhebliches
Potenzial. So habe beispielsweise die Firmengruppe insgesamt gut 600 Kunden,
aber nur rund 100 davon bei der LKY Wartungs- und Industrie-Service GmbH.
Allein innerhalb des bestehenden Kundenkreises sei deshalb noch viel zu
holen.
Aktiv werden auch in eher rauen Zeiten, sich bietende Chancen erkennen
und nutzen, das macht für Bernd Lang einen Unternehmer aus. Genauso
aber die Bereitschaft, in Sonntagsreden Propagiertes auch selbst in der
Praxis umzusetzen. So unterstützt die LY-Firmengruppe schon seit
geraumer Zeit die Strahlemann-Initiative des Reichelsheimer Unternehmers
Franz-Josef Fischer, die Ausbildungsplätze an leistungsschwächere
Jugendliche vermittelt. Und auch die von der Bundesanstalt für Arbeit
initierte Aktion "50 plus" stößt in Michelstadt auf
offene Ohren. Sollten sich die Geschäfte wie erwartet entwickeln,
wolle die Gruppe im kommenden Jahr gezielt ältere Arbeitslose einstellen,
sagt Lang. Dieser Personenkreis verfüge über hohe Kompetenz
und Motivation und verdiene deshalb auch berufliche Anerkennung. Er hoffe,
dass diesbezüglich bei Deutschlands Managern endlich ein Umdenken
stattfinde, kann sich Bernd Lang einen weiteren Seitenhieb gegen seine
Kollegen aus dem Arbeitgeberlager nicht verkneifen.
Erschienen in: Odenwälder
Echo 13.12.03
|